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Astrid Brandt

* 1963 in Bremen
1982 – 1989 Studium an der HBK Beraunschweig bei Prof. Malte Sartorius und Prof. Lienhard von Monkiewitsch
1989 Studienabschluss als Meisterschülerin von Prof. Malte Sartorius 
2005 – 2010 Lehrauftrag an der Hochschule für Künste Bremen (HfK) 
div. Preise
lebt als freischaffende Zeichnerin in Wilhelmshaven. 
 
www.astrid-brandt.de

 

 

Entfernung von der Realität

Mit ihren virtuos-präzisen Bleistiftzeichnungen vertritt Astrid Brandt eine künstlerische Ausnahmeposition. Sie huldigt einer suggestiven Sachlichkeit, zeigt ihre Sujets - Raumausschnitte, Interieurs, Dinge - in scheinbar fotorealistischer Manier. Doch lässt sie hinter der Anonymisierung in Duktus und Textur, in der Blickführung und in der Vielfalt der Grautöne ihre subjektive Handschrift aufscheinen.

Raumsituationen im Zeitgeist der 1950er und 1960er Jahre zeigt das Diptychon „Ginger & Fred“. Die Künstlerin hat sie nicht authentisch erlebt, sondern sich an Bildvorlagen orientiert: Eine lichte Wendeltreppe, die sich im Hauseingangsbereich nach oben schwingt, eine Garderobenecke mit Mänteln, durch die gläserne Eingangstüre zeichnet sich Licht auf den Steinfußboden: Privat und anonym zugleich ist das Entree, erfüllt von beunruhigender Ruhe, die dazu verleitet, auf die Verfasstheit der abwesenden Bewohner zu schließen.

Nicht weniger befremdlich ist das Gegenstück, das einen hermetisch angelegten Treppenaufgang zeigt. Das Tapetendekor kontrastiert mit der Feinstruktur des Teppichs, eine achtlos an den Haken gehängte Jacke mit der muffigen Ordnung des Vorgestern. Im Blick der Künstlerin fügen sich die beiden Hochformate zu einer Einheit; setzt sich der Schwung der Wendeltreppe im Handlauf rechts fort, als solle eine Brücke zwischen den beiden Zeitaufnahmen geschlagen werden.

Dass der Bildtitel an das legendäre Tanzpaar Fred Astaire und Ginger Rogers denken lässt, entlässt den Betrachter nicht aus der Ungewissheit des Sehens – ebenso wenig wie der Skatjargon-Titel „Null_ouvert“ für die Darstellung eines Türdurchgangs in einem Büroflur. „Astrid Brandt entwickelt in ihren Zeichnungen einen Realismus von derart großer Intensität, die das Dargestellte in paradoxer Weise eben gerade von der Realität entfernt“ (Annett Reckert, Katalog „inwendig auswärts“, Städtische Galerie Delmenhorst, 2013).

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