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Mariella Mosler

* 1962 in Oldenburg
1985 - 1993 Kunst- und Philosophiestudium in Hamburg 
diverse Künstleraufenthalte im In- und Ausland
1997 Teilnahme an der documenta X
seit 2003 Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
viel beachtete Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland
lebt in Hamburg.
www.mariellamosler.de

 

Werke

 

SEHEN ALS ANSTRENGUNG

Sinnestäuschung, Projektion gar? Oder existiert, was ein Mensch sieht, tatsächlich? Eine Frage, die seit Beginn der Neuzeit die führenden Geister in der westlichen Hemisphäre beschäftigt hat, Philosophen, Naturwissenschaftler und Künstler gleichermaßen. Die Antworten fielen und fallen unterschiedlich aus – und nicht minder die Beweise für die eine und die andere Ansicht.
Mariella Mosler findet in ihrem Bildzyklus „Wurmschlösser“ eine originelle Variante – ganz auf der Höhe der Erkenntnisse neurologischer Forschungen. Schmale Streifen aus Silberfolie in vertikalem regelmäßigem Verlauf erschweren den Blick auf die vermeintlichen Motive ihrer Bilder und befördern die Betrachter je nach Position selber ins Bildfeld. Auch wenn die neuen wie die eigentlichen Motive streifenförmig zerschnitten und ein wenig verzerrt sind, ist ihre Identifizierung leichter. Dank der Vertrautheit mit dem eigenen Spiegel-Ich ist die Chance des (Wieder-)Erkennens größer. Gleichwohl ruft die Begegnung Irritationen hervor. Die fotografischen Bildmotive, die sich in Wahrheit hinter oder unter den Streifen entfalten und in ihrer physischen Integrität nicht angetastet werden, teilen sich auf einmal das Bildterrain mit dem Widerschein der jeweiligen Betrachter. Doch die optischen Reflexe der Betrachter haben einen völlig anderen Stellenwert. 
Es sind flüchtige Schemen, die kommen und verschwinden und obendrein zwangsläufig verschieden wahrgenommen werden.
In verblüffend einfacher Form liefert Mariella Mosler das anschauliche Exempel, dass jeder Mensch die vielfältigen Impulse, Daten und Reize einer scheinbar oder tatsächlich außerhalb seines oder ihres Körpers existierenden Realität zu einer subjektiven Realitätserfahrung verschneidet. Insofern erhalten die Wattwürmer in den Bildern, die jene im Titel des Zyklus als „Wurmschlösser“ apostrophierten Sandgebilde hervorbringen, eine metaphorische Bedeutung. Wie sie ihre „Burgen“, müssen sich die Betrachter deren Anschauung förmlich erarbeiten. Was sie gewöhnlich ohne Nachdenken registrieren, wiederholen sie angesichts der besonderen Struktur der Bilder in bewussten Schritten. Dabei stellen sie fest, dass Sehen ein Resultat körperlicher Anstrengung ist.

Nicht von ungefähr sind Installationen das bevorzugte „Medium“ von Mariella Mosler, um ihre künstlerischen Vorstellungen zu verwirklichen. Mit ihnen ist sie in der zeitgenössischen Kunstszene bekannt geworden. In den Installationen verwendet sie ebenfalls vorwiegend spiegelnde Oberflächen und treibt ein verwirrendes Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung sowie der Identität der Dinge. Zwar bilden Muster und Gewohnheiten das Fundament der Wahrnehmungsmodi, aber sobald sie sich zu unveränderbaren Rastern verfestigen, leisten sie Vorurteilen Vorschub. Im Unterschied zu den Strategen der Unterhaltungsindustrie hintertreiben Künstler wie Mariella Mosler mit subversiver List und Lust solche Tendenzen.
(Klaus Honnef , Sammlungskatalog „IM NORDEN“, 2009)

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